Folge 9 - Zukunft auf der Schiene: Der Weg zur Zweikraftlok bei DB Cargo

Shownotes

In dieser Folge von ZUGehört dreht sich alles um Emma, die neue Zweikraftlok. Dr. Sigrid Nikutta spricht mit Hayo Schelten, verantwortlich für die Lok-Strategie, und Florian Andrae, einem der ersten Lokführer für die neue Zweikraftlok. Was ist an dieser Lok so neu und wichtig für den Schienengüterverkehr? Und wie fährt sie sich eigentlich so? Schnell ist klar: Ihre Werte liegen im Inneren - die Kraft der zwei Herzen: Sie läuft mit Strom unter Fahrdraht – oder – ist keiner da – springt sie auf Diesel um. Wie das so alles geht, jetzt in ZUGehört.

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00:00:05: Sprecher: Herzlich willkommen bei ZUGehört, dem Podcast für alle, die sich für umweltfreundlich Gütertransport auf der Schiene interessieren. Wir bei DB Cargo sind uns sicher Güter gehören auf die Schiene. Denn ein Güterzug kann bis zu 52 LKW ersetzen und das konkurrenzlos klimafreundlich, zum Beispiel mit bis zu 80 % weniger CO2 Ausstoß gegenüber einem LKW. Frau Dr. Sigrid Nikutta, Vorstand Güterverkehr der Deutschen Bahn AG und gleichzeitig Vorstandsvorsitzende der DB Cargo AG, geht bei ZUGehört ins Gespräch mit internen und externen Logistiker-Expert:innen und bietet Lösungsansätze für eine grüne Logistik. Also ZUGehört. So geht klimafreundlicher Güterverkehr.

00:00:51: Dr. Sigrid Nikutta: Strahlender Sonnenschein am Güterbahnhof 37 in Halle an der Saale. Sitze ich zusammen mit zwei Kollegen. Den einen. Den kenne ich schon viel, viel länger. Den Hayo Schelten. Es gab schon mal einen Podcast mit Hayo Schelten zu. Denn Hayo Schelten ist der Mann, der bei uns die Loks verantwortet. Er baut sie nicht selber. Aber er sagt, welche wir brauchen, wie sie aussehen müssen, was noch dran sein sollte und verhandelt dann mit den ganzen Herstellern. Und zum Ersten Mal sitzt mir gegenüber Florian Andrae. Er ist Lokführer. Und wir treffen uns heute hier zum Ersten Mal. Und es gibt einen ganz besonderen Grund, weshalb wir heute gemeinsam hier in Halle sind. Denn gleich wird es hier für die DB Cargo eine Weltpremiere geben. Wir werden das erste Mal eine Zwei-Kraft-Lok vorstellen. Wir stellen sie vor uns und Andrae fährt diese Lok auch. Genau deshalb sitzt er nämlich hier. Er ist nämlich der Lokführer der ersten Stunde. Und jetzt höre ich nämlich auf. Denn was uns natürlich total interessiert ist: Was ist das für eine Lok? Und was machen wir damit? Und natürlich Was ist der Unterschied? Was ist das Besondere daran? Herr Andrae, Sie haben mir gesagt, Sie finden das ziemlich cool, diese Lok zu fahren. Das werden Sie uns auch gleich verraten.

00:02:26: Florian Andrä: Ja, sehr gern.

00:02:27: Dr. Sigrid Nikutta: So, aber jetzt fängt mal der Herr Schelten an!

00:02:29: Hayo Schelten: Ja. Moin

00:02:30: Sigrid Nikutta: Moin. Ah, ja. Okay, Wir hören, woher Sie kommen.

00:02:33: Hayo Schelten: Genau. Hayo Schelten. Ich bin 37, komme aus Ostfriesland und bin inzwischen seit bald 18 Jahren bei DB Cargo. Ich habe 2006 angefangen als Lokrangierführer, als Azubi zum Lokrangierführer, habe dann Bachelor- und Masterstudium gemacht und bin seit inzwischen 2012 in der DB Cargo Zentrale seit 2018 für die Lok Strategie verantwortlich. Und für mich fing auch die Zwei-Kraft Lok schon an in der Masterarbeit, denn das ist die Grundlage dafür gewesen für diese 84 Tonnen, die da draußen entstehen.

00:03:04: Dr. Sigrid Nikutta: Von der Theorie in die Praxis.

00:03:07: Hayo Schelten: Genau.

00:03:07: Florian Andrä: Genau, und ich bin Florian Andrae. Ich begrüße mal mit einem Glückauf, Ich komm nämlich aus dem Erzgebirge, da ist der Bergbau nach wie vor vertreten. Das ist meine Heimat. Ich habe auch dort in Zwickau gelernt, von 2007, denselben Beruf wie auch Hayo, also der Eisenbahnerbetriebsdienst. Die Lehre ging bis 2010. Und dann hat ich meinen Weg über Sedin nach Nürnberg geführt. Ich habe dort zahlreiche neue Lokomotivbaureihen kennengelernt und bin eigentlich in ganz Franken und Bayern unterwegs gewesen. Ja, dann ging mein Weg weiter. 2015 bin ich dort in die Disposition gekommen, also in die Lok-Leitung zuerst für die Triebfahrzeuge zuständig, später auch für die Personal Disposition. Aber ja, man hat es vielleicht schon gemerkt, die Liebe zur Heimat ist bei mir immer vorhanden und so hat mich mein Bergweg irgendwann zurückgeführt. Ich bin nach Zwickau gegangen. Back to the roots. Zurück zu den Wurzeln und bin seit 2017 dort als Lokrangierführer und seit 2020 als Nachwuchs Gruppenleiter. Das ist ein Programm, um den Übergang zu einer Führungskraft so sanft zu gestalten, um erst mal reinzukommen. In der Funktion bin ich dann auf die Zwei-Kraft-Lok, auf das Projekt mitgekommen und habe das in Zwickau quasi vorbereitet. Also es ging darum, welche Strecken fahren wir. Welche Bedingungen brauchen wir vor Ort? Und so durfte ich auch die Lok schon kennenlernen. Sehr intensiv.

00:04:22: Dr. Sigrid Nikutta: Sehr, sehr gut. Also zwei Experten, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt haben als Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Lokführer und Transport. Und jetzt Herr Schelten, Was ist denn das Besondere an dieser Lok? Wir haben bei Cargo ja über zweieinhalbtausend Loks und wir freuen uns sehr über diese eine, über die eine nur oder mehr.

00:04:47: Hayo Schelten: Es werden mindestens 150, so viele sind bis dato bestellt bei Siemens. Mal gucken. Vielleicht wird es auch noch ein bisschen mehr. Das Besondere an dieser Lok ist: Wir haben nicht einfach nur das bestellt, was wir bisher hatten. Wir haben diese Loks in Deutschland über 600 Stück. Von denen müssen ein Großteil ersetzt werden. Und wir haben uns sehr intensiv Gedanken darüber gemacht Was brauchen wir eigentlich? Was machen wir heute eigentlich mit unseren Dieselloks? Und wir fahren zum Beispiel sehr viel unter Oberleitung mit Diesel. Das widerspricht sich jeglicher…

00:05:15: Dr. Sigrid Nikutta: Oberleitung heißt, wir könnten auch elektrisch.

00:05:17: Hayo Schelten: Genau, wir können elektrisch fahren, unsere alten Loks können das nicht, aber die neue kann das jetzt. Und sie ist dann auch noch deutlich kräftiger als die Dieselloks heute. Und das ist das, was die Zwei-Kraft-Lok im weitesten Sinne ausmacht. Sie ist dadurch grüner, sie ist effizienter, sie lässt sich viel besser, auch viel flexibler einsetzen als das, was wir heute so tun.

00:05:31: Dr. Sigrid Nikutta: Also das heißt, diese Lok fährt, wenn es eine Oberleitung gibt, fährt sie elektrisch?

00:05:36: Hayo Schelten: Genau.

00:05:37: Dr. Sigrid Nikutta: Wenn es keine Oberleitung gibt, fährt sie mit Diesel oder in unserem Fall hier ganz häufig mit HVO, also dem im umgangssprachlichen Frittenfett, was so gut wie CO2 frei ist.

00:05:50: Hayo Schelten: Genau, die Lok ist dafür zugelassen, vorbereitet und auch Teil der Anforderung. Richtig, wir können bis in die letzte Meile hin, damit CO2 frei werden.

00:05:58: Dr. Sigrid Nikutta: Und sie sagten die stärker, was heißt das?

00:06:00: Hayo Schelten: Sie hat unter Oberleitung ungefähr das Dreifache an Leistung wie im Diesel Betrieb. Im Diesel Betrieb ist sie so leistungsstark wie das, was wir heute von unserem Rangierloks kennen. Das reicht auch völlig aus, wenn wir rangieren, wenn wir Kunden wagen zu stellen. Aber wenn wir dann auf der Strecke sind, können wir deutlich schneller fahren, deutlich mehr Last hinten dranhängen, als wir heute mit unseren Dieselloks gewohnt sind.

00:06:16: Dr. Sigrid Nikutta: Wie viel?

00:06:17: Hayo Schelten: Ungefähr Faktor zweieinhalb bis drei.

00:06:19: Dr. Sigrid Nikutta: Okay.

00:06:21: Hayo Schelten: Das ist ein ordentlicher Hub und hilft uns einfach, effizienter zu werden, die Produktion anders zu gestalten. Heute richtet sich die Produktion sehr stark danach, was die Loks können oder eben auch nicht. Und in Zukunft können wir Dinge einfach verbessern, die uns heute verwehrt sind.

00:06:35: Dr. Sigrid Nikutta: Wirklich, wirklich gut. Und sie (Florian Andrae) werden die Lok fahren. Sie sind schon ausgebildet, das heißt sie wissen eigentlich, worauf sie sich einlassen. Sie waren bei den Testfahrten dabei. Was ist denn das Besondere? Und Sie haben mir erzählt, Sie hatten auch noch eine Menge an Ideen gehabt, die dann auch noch eingeflossen sind in den Bau der Lok.

00:06:54: Florian Andrä: Ja. Also das Besondere ist, dass die Arbeitsbedingungen auf der Lok, wenn man auf unsere derzeitigen Loks kommt, die haben zum Teil schon ihr Alter. Die Flotte ist nicht mehr die jüngste Mannschaft.

00:07:04: Dr. Sigrid Nikutta: Ja, das stimmt. Also die Loks sind alle älter als sie.

00:07:08: Hayo Schelten: Ja

00:07:08: Florian Andrä: Ja.

00:07:09: Dr. Sigrid Nikutta: Nicht älter als ich, aber älter als ich.

00:07:12: Hayo Schelten: Doch, leider schon. In vielen Fällen.

00:07:15: Dr. Sigrid Nikutta: Jetzt muss man kurz sagen, Herr Schelten hat es gesagt 37.

00:07:18: Florian Andrä: Und ich bin 33.

00:07:19: Dr. Sigrid Nikutta: Genau und ich bin 54, Ja, jetzt wissen wir, wie alt unsere Loks sind.

00:07:24: Florian Andrä: Genau. Wir bieten moderne Arbeitsbedingungen. Es ist aber auch nicht so einfach, Fachkräfte zu gewinnen. Und wenn man attraktive Arbeitsbedingungen schafft und moderne Führerstände, dann ist es auch immer ein Lockmittel. Die Funkfernsteuerung, finde ich sehr gut. Ist eine Verbesserung zu den bisherigen, weil sie ein Display bietet, wo einfach mal Informationen abgerufen werden können. Und was auch der Herr Schelten schon gesagt hat, dass fahren unter Oberleitung finde ich gut. Wir haben in unserer Gegend eine Topografie, wo es einfach entweder gehts bergauf oder bergab. Und man wird halt mit einer Diesellok, wie gesagt, der Herr Schelten hat schon sehr eindrücklich gesagt durch die Leistung einfacher. Berg hoch wird man langsamer und Berg runter wieder schneller. Und ich denke, dass man das wir mit der neuen Lok das besser ausgleichen können und dadurch auch effektiver unterwegs sind.

00:08:04: Hayo Schelten: Wir haben in der Erstellung der ganzen Lastenheftunterlagen sehr viel Wert darauf gelegt, auch die Kollegen einzubinden. Wir haben vor einigen Jahren eine kleine Flotte an Dieselloks neu bekommen. Da sind Erfahrungen bei gemacht worden, die sind da eingeflossen. Also klassisches Lesson-Learned Prinzip und auch schon in der Vorbereitung. Ja, Florian hat es gesagt, Es gab Testfahrten, es gab Besichtigungen durch Kollegen. Das war uns wichtig, dass das Fahrzeug, was wir da kreieren, eben nicht nur leistungsfähig ist und für die die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens hilft, sondern auch die Mitarbeiter, die drauf fahren, sich wohlfühlen, ihre Anforderungen umgesetzt bekommen. Und da gehören so kleine Gimmicks helfen da schon sehr, sehr stark. Das sind wir sehr gespannt, wie sie draußen ankommt.

00:08:42: Florian Andrä: Genau. Wir wollen weiter das Feedback sammeln von den Kollegen und das auch dann weitergeben und hoffen auch, dass das dann in der digitalen Produktion umgesetzt wird, dass die Kollegen einfach merken, ja, ihnen Gehör geschenkt und sinnvolle Vorschläge kommen auch zur Umsetzung. Das ist so unser Wunsch.

00:08:57: Dr. Sigrid Nikutta: Okay, und diese Funk Fernsteuerung für alle, die das nicht kennen, das heißt sie können quasi neben der Lok stehen und haben so eine Art Controller in der Hand mit Hebeln, mit dem sie die Lok bedienen können.

00:09:09: Florian Andrä: Ja, ich habe das alles vor mir. Man könnte auch Bauchladen sagen, ist ein kleines Kästchen. Man kennt das vielleicht eher von der Baustelle, wenn da ein Kran bewegt wird. So ähnlich sieht das aus. Die wichtigsten Funktionen der Loks sind darauf abgebildet und ich kann halt auch ein Zug da von 700 Meter Entfernung, wenn ich auf der Spitze des Zuges stehe, kann ich die Lok von da bedienen. Und das ist besonders wichtig, wenn ich zum Kunden fahre, weil ich da rein rangieren muss.

00:09:32: Dr. Sigrid Nikutta: Okay, das ist richtig komfortabel jetzt von mir die Gretchenfrage unsere heutigen Rangierloks haben, weil sie so alt sind, keine Klimaanlage. Das wird im Sommer ganz schön heiß. Wie sieht es mit der neuen Lokomotive aus?

00:09:48: Hayo Schelten: Selbstverständlich hat die eine Klimaanlage also ganz klar. State of the art und dazu gehört eine Klimaanlage. Dazu gehört auch der übliche Kühlschrank auf dem Führerstand. Die Arbeitsbedingungen sind schon sehr komfortabel im Vergleich zu dem, was wir bisher hatten.

00:10:00: Dr. Sigrid Nikutta: Okay, Klimaanlage, Kühlschrank.

00:10:03: Florian Andrä: Das war auch ein Punkt, der mich begeistert hat. Ich habe jetzt im Winterhalbjahr kennenlernen dürfen und es wurde wirklich superschnell warm und das ist, wenn man viel draußen arbeitet. Gerade mit der Funkfernsteuerung, Sie hatten es angesprochen, bin ich draußen unterwegs und dann brauche ich einfach ein Führerstand, wo ich mich aufwärmen kann.

00:10:17: Dr. Sigrid Nikutta: Ja, ganz, ganz genau. Denn das Geschäft von Cargo läuft rund um die Uhr und bei jedem Wetter und jeder, der mal in einem Rangierbahnhof nachts bei Schnee und Eis oder so Regen war, weiß, wie gut es dann ist. Ein gewärmt einen Führerstand zu kommen und nicht in einen eher kühlen, um dann zu fahren. Wie muss ich mir das vorstellen, wenn Sie jetzt diese Lok fahren, Herr Andrae, dann fahren Sie über der Oberleitung. So, und dann kommt der Moment, in den Sie in einen Gleisanschluss fahren, wo keine Oberleitung mehr ist. Was machen Sie dann?

00:10:59: Florian Andrä: Genau, also unsere Strecken sind oftmals so aufgeteilt, dass unsere Kunden etwas außwärts der Hauptstrecken liegen. Die sind meist nicht elektrifiziert. Das heißt, wir fahren ein Stück auf einer Hauptstrecke ohne Oberleitung und biegen dann, wie Sie schon sagten. Ich sage mal ganz salopp links oder rechts ab, fahren auf eine kleinere Strecke ohne Oberleitung. Und dann habe ich jetzt halt diese Möglichkeit, in dem Augenblick umzuschalten. Das heißt, der Stromabnehmer geht aufs Dach, Dieselmotor geht an und ich merke davon eigentlich ein Führerstand, fast gar nichts. Das ist eine Sache von Sekunden, wo ich wieder Leistung geben kann und weiterfahren kann.

00:11:26: Dr. Sigrid Nikutta: Drücken Sie dann auf den Knopf oder legen den Hebel um?

00:11:28: Florian Andrä: Genau. Ich kann das im Display einfach auswählen, dass ich jetzt umschalten möchte. Und dann habe ich innerhalb von wenigen Sekunden startet der Dieselmotor und ich kann weiterfahren. Ich brauch dazu nicht anhalten. Ich kann das während der Fahrt problemlos machen. Und ein anderer Punkt ist selbst Kunden, die an den Hauptstrecken liegen, der ihr Anschluss ist meistens nicht elektrifiziert. Man muss sich das einmal vorstellen: Wenn Sie jetzt eine Firma haben, haben einen Gleisanschluss. Eine schöne Sache, aber wenn Sie dort Oberleitung haben, da sind 15.000 Volt drauf. Das ist immer ein Gefahrenpotential. Es kostet Instandhaltung. Das lohnt oftmals nicht für die Anschlüsse und daher sind die nicht elektrifiziert, was uns wieder vor die Herausforderung stellt. Wir müssen erst mal hinfahren, wir müssen reinfahren. Hat Herr Shelten vorhin schon gesagt. Geschieht halt meistens komplett unter Dieseltraktion. Und jetzt haben wir zum Ersten Mal die Möglichkeit, da wirklich uns anzupassen und alles zu nutzen.

00:12:13: Dr. Sigrid Nikutta: Okay, also bisher würden wir heute diese ganze Strecke mit, mit der Diesellokomotive fahren und nicht diese Mischung haben. Aber manchmal ist es ja auch so, dass wir mit der Elektrolok fahren und dann am Anschluss quasi auf eine Diesellok wechseln, was ja enorm aufwendig ist, oder?

00:12:35: Florian Andrä: Genau diese Situation haben wir bei uns. Wir fahren Skoda Züge aus der Tschechischen Republik über Dresden nach Gößnitz. Dort ist ein großer Entladeplatz und die PKWs stehen auf den Wagen in zwei Etagen übereinander. Wir haben gerade das Thema Oberleitung. Die obere Etage ist sehr hoch, da kann natürlich keine Oberleitung drüber sein. Also der Anschluss dort im Bahnhof ist nicht mit Oberleitung versehen. Heißt für uns wir fahren den Zug mit E-Lok bis Gößnitz und dann kommt extra die Rangierlok von Zwickau, nur um dort ich sage mal zwei 300 Meter auf ein Gleis zu fahren. Die warten bereitzustellen.

00:13:04: Dr. Sigrid Nikutta: Oh. Das ist aufwendig.

00:13:05: Florian Andrä: Das ist aufwendig und jetzt haben wir wirklich die Möglichkeit, wir fahren ab Dresden mit der Zwei-Kraft-Lok, bis Gößnitz und brauchen dann wirklich nur einmal um den Zug und rumfahren hinten wieder anhängen und schieben ihn an die Entlader Rampen.

00:13:17: Dr. Sigrid Nikutta: Das spart ja enorm viel Zeit und spart auch enorm viel Diesel dann, weil ich jetzt nicht mehr dieses Thema habe, dass ich tatsächlich länger als erforderlich mit einer Diesellok fahre.

00:13:29: Florian Andrä: Genau. Und die Leute, wie gesagt, die Arbeitsbedingungen werden sie auch freuen. Und wir schaffen auch Verknüpfungen zwischen unserem Fernbereich. Die Kollegen, die von Dresden kommen und unserem Nahbereich. Also haben wir da alle was davon und nicht nur die Lokrangierführer oder die Triebfahrzeugführer. Es ist für alle was gegeben und das freut mich, dass man da die Kollegen so mitnehmen können.

00:13:47: Dr. Sigrid Nikutta: Das hört sich so an, als könnte das zukünftig ihre neue Lieblingslok werden.

00:13:52: Florian Andrä: Da bin ich mal gespannt, wie sie sich im Probebetrieb bewährt. Derzeit bin ich noch eher bei den etwas älteren Lokomotiven.

00:13:59: Dr. Sigrid Nikutta: Welche Lok ist denn Ihre Lieblingslok?

00:14:01: Florian Andrä: Meine Lieblingslok ist die 2-32, einfach weil wenn man hochkommt, dass es gibt einen Duft, das riecht nach Öl, das riecht nach Diesel. Man sieht denn man sieht den Motor. Das sind über 200 Liter Hubraum, 16 Zylinder. Das macht einfach wahnsinnig viel Eindruck.

00:14:16: Hayo Schelten: Es ist heimelig im Sommer, bei 50 Grad Innentemperatur, weil die Sonne drauf gebraten hat.

00:14:20: Florian Andrä: Ja, man muss es mögen.

00:14:22: Dr. Sigrid Nikutta: Man muss es mögen. Es gibt einen Ihrer Kollegen, der bezeichnet die Ludmilla als seine Prinzessin.

00:14:28: Hayo Schelten: Ja.

00:14:29: Dr. Sigrid Nikutta: Genau. Und er hat mir gesagt zum Lokführer sein gehört, dass man auch plus 50 Grad gut findet. Das fand ich sehr beeindruckend.

00:14:35: Hayo Schelten: Ja, und trotzdem sorgen wir dafür, dass wir mit der Klimaanlage jetzt hoffentlich auch die breite Masse Öffentlichkeit für den Beruf begeistern können.

00:14:43: Florian Andrä: Genau. Man muss ja dazu sagen Jede Technik hat ihre Zeit und man muss auch ehrlich dazu sagen. Irgendwann gehört die alte Technik mal ins Museum. Man muss den nächsten Schritt gehen. Die, die es 2-32, war zu ihrer Zeit so eine tolle Konstruktion. Allein wenn man dann mal reinschaut und sieht, wie das gelöst wurde damals, da ist kein Computer drauf der irgendwas berechnet, der irgendwelche Daten ausgibt, Das geht alles über Schaltkreise, Widerstände über Relais. Das ist wirklich einmalig. Aber wer da drauf steht und guckt sich das mal in Ruhe an, das ist sehr eindrucksvoll. Deswegen auch meine. Meine Begeisterung dafür.

00:15:14: Dr. Sigrid Nikutta: Ihre Begeisterung für die zwei 2-32 für die Ludmilla. Und wir haben ja auch Loks, die originalgetreu instandgesetzt wurden. Ich glaube, einer hat sogar ein Schild DR für Deutsche Reichsbahn draufbekommen, die hier jetzt auch gerade steht. Einfach aus Nostalgie Gründen. Jetzt. Sie sagten es Jede Technik hat ihre Zeit. Mittlerweile sind Lokführer Arbeitsplätze, ja, Computer Arbeitsplätze, die sich bewegen und mit bester Aussicht.

00:15:47: Florian Andrä: Genau. Aber man muss auch sagen, die Entwicklung ging ja auch in anderen Punkten weiter. Leider, wenn ich mal auf die Taschenuhr schaue. Man ist momentan einfach viel besser geschützt als Lokführer. Das ist auch ein ganz wesentlicher Punkt, was man mal ehrlich anerkennen muss. Und deswegen sage ich auch die alte Technik irgendwann müssen wir uns davon trennen, gehört einfach mit dazu.

00:16:05: Dr. Sigrid Nikutta: Und für Sie, Herr Schelten, ist das so wie die Geburt eines Babys. Lange darauf gewartet?

00:16:11: Hayo Schelten: Ja. Doch, das ist wirklich so. Ich habe schon mal mein Master Betreuer, bei meinem Professor die Tage noch geschickt und gesagt hier meine Masterarbeit wird jetzt 84 tonnenschwer und besteht aus Stahl. Ja, das ist so, ich freue mich sehr drauf. Und ich meine die, die alten Loks sind ja jetzt nicht von heute auf morgen weg sein. Es gibt Transitionszeit, bis die Loks ausgeliefert sind. Das dauert noch ein paar Jahre, aber es tut sich was und es ist. Es ist gut zu sehen, dass wir hier einen ordentlichen Schritt vorwärts machen können.

00:16:37: Dr. Sigrid Nikutta: Ich weiß, dass auch viele Kundinnen und Kunden von uns genau darauf warten. Also ich werde häufiger darauf angesprochen, wann es denn soweit ist, dass auch in der Region dort bei dem jeweiligen Kunden so eine Lok zum Einsatz kommt.

00:16:51: Hayo Schelten: Also wir rollen sie jetzt. Jetzt gibt es erst mal die sogenannten Probebetrieb, also die ersten drei Monate Herz und Nieren testen klassische, den eben die Kollegen in Zwickau machen und auch Kollegen ein Kreuztal bei Hagen. Und dann geht ab August die Serien Auslieferung los und dann geht es wirklich übers ganze Bundesgebiet. Nahezu in jede Ecke.

00:17:07: Dr. Sigrid Nikutta: Nahezu in jede Ecke. Sehr, sehr gut. Dann haben wir ein großen, großen Schritt nach vorne gemacht. Solche Termine wie heute die erste Zwei-Kraft-Lok in Betrieb zu nehmen, sind natürlich auch die Highlights im Berufsleben eines Vorstands. In Ihrem auch habe ich jetzt gelernt, Aber jetzt kommt die Frage an Sie, Herr Andrae. Wir lernen uns ja heute hier zum Ersten Mal kennen, aber haben schon jeweils von uns gehört.

00:17:38: Dr. Sigrid Nikutta: Und die Frage Wenn Sie mein Job hätten, wenn Sie jetzt Vorstand der Cargo wären, Was würden Sie als erstes entscheiden oder ändern, wo Sie sagen Also das würde ich mal machen?

00:17:50: Florian Andrä: Ich würde gern die Planung und Disposition und auch die Kundenbetreuung wieder näher an die Standorte heranholen. Wir haben deutschlandweit ein unheimliches Know how in der Fläche, ein sehr großes Wissen. Wir wissen vor Ort, was los ist, und ich denke, das müssen wir wieder mehr an die Kunden bringen. Einfach näher präsent sein und auch auf die Vorteile, die wir haben, halt dieses Wissen vor Ort. Wir wissen was, was da was vor Ort zu tun ist und dass einfach den Kunden rüberbringen, dass wir auch Möglichkeiten haben, jetzt mit der neuen Lok und einfach so attraktiv sein. Unser größter Vorteil ist unsere Fläche, dass wir in ganz Deutschland aufgestellt sind und denen müssen wir vor Ort nutzen.

00:18:25: Dr. Sigrid Nikutta: Genau. Absolut. Wir haben wirklich das aller allergrößte Netzwerk in Deutschland. Und Sie haben es ja auch angesprochen, die Züge aus Tschechien, also in ganz Europa sind wir präsent, und du hast immer im Grunde einen Ansprechpartner. Das ist die DB Cargo für die ganzen Verkehre, die in ganz Europa laufen und dann die so engagierte und motivierte Kolleginnen und Kollegen vor Ort, die wissen, was die Kundinnen und Kunden brauchen und die die Technik kennen. Das ist ganz, ganz wichtig. Lange Zeit gab es ja immer die Idee, alles, was man zentral machen kann, ist irgendwie gut. Heute wissen wir das gerade so wie im Mittelstand. So mittelständische Strukturen, wo jeder den Kunden kennt, wo man das ganze Geschäft kennt, dass das natürlich auch sehr, sehr wichtig ist. So, wir erwarten gleich die erste Lok Fahrt, deshalb enden wir hier. Allen Zuhörerinnen und Zuhörer wünsche ich, dass sie dem Charme dieser Lok genauso erliegen, wie wir es tun. Herzlichen Dank und gute Fahrt mit der neuen Lok.

00:19:36: Florian Andrä: Vielen Dank.

00:19:37: Hayo Schelten: Danke auch.

00:19:43: Sprecher: Das war ZUGehört. Der Podcast von und mit DB Cargo. Abonnieren Sie jetzt den Kanal und seien Sie auch das nächste Mal mit dabei, wenn es wieder heißt: So geht klimafreundlicher Güterverkehr!

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