Episode 6: Patrick Ehnert – Weihnachtsmann der DB Cargo

Shownotes

In dieser Folge von „ZUGehört" trifft Frau Dr. Sigrid Nikutta auf Patrick Ehnert, Account Carrier Sales bei DB Cargo in Mainz und hauptverantwortlicher Kundenbetreuer für die Verkehre der Deutschen Post DHL. Als „Weihnachtsmann der DB Cargo“ organisiert er bereits seit Sommer die Weihnachtszüge der DHL. Wie er vom dualen Studenten zum Eisenbahnfan und schließlich zum Experten der Verkehrskoordination für die Deutsche Post wurde, und wie 1,3 Millionen Pakete CO2-frei an nur einem Wochenende transportiert werden, erfahren Sie in dieser Folge. Also „ZUGehört“ – so geht klimafreundlicher Güterverkehr.

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00:00:05: Intro: Herzlich willkommen bei ZUGehört – dem Podcast für alle, die sich für umweltfreundlichen Gütertransport auf der Schiene interessieren. Wir bei DB Cargo sind uns sicher: Güter gehören auf die Schiene! Denn ein Güterzug kann bis zu 52 LKW ersetzen und das konkurrenzlos klimafreundlich. Zum Beispiel mit bis zu 80% weniger CO2 Ausstoß gegenüber einem LKW. Frau Dr. Sigrid Nikutta, Vorstand Güterverkehr der Deutschen Bahn AG und gleichzeitig Vorstandsvorsitzende der DB Cargo AG, geht bei ZUGehört ins Gespräch mit internen und externen Logistik Expert:innen und bietet Lösungsansätze für eine grüne Logistik. Also ZUGehört. So geht klimafreundlicher Güterverkehr.

00:00:51: Dr. Sigrid Nikutta: Heute treffe ich in meiner Podcast-Serie „ZUGehört“ den Experten Patrick Ehnert. Wir sitzen hier zusammen in Mainz. Aber unser Kollege Patrick Ehnert ist heute schon in Weihnachtsstimmung, denn er organisiert die Weihnachtspäckchen. Er ist quasi der Weihnachtsmann DB Cargos. Er organisiert die Weihnachtszüge für die Deutsche Post DHL. Wie er das macht, das wird er uns gleich selbst erzählen. Patrick Ehnert ist seit Sommer 2018, wie es so schön heißt, Account Carrier Sales. Das heißt, er ist Kundenbetreuer, und zwar für die Verkehre der DHL Deutschen Post. Patrick Ehnert sitzt mir hier gerade gegenüber, 30 Jahre alt, geboren in Neustrelitz, Mecklenburg-Vorpommern. Als Hobby, sagt er: „Radsport und Fahrradtechnik.“ Das ist, glaube ich, gerade sehr, sehr angesagt. Patrick Ehnert ist 2011 als dualer Student bei DB Cargo eingestiegen. In der heutigen Cargo Management Region Ost. Patrick Ehnert, können Sie sich noch an Ihren ganz, ganz ersten Arbeitstag bei Cargo erinnern? Wo Sie da angefangen haben? Wer Sie begrüßt hat und was Sie da beeindruckt hat?

00:02:17: Patrick Ehnert: Ja, Hallo Frau Dr. Nikutta, vielen Dank für die Einladung. An meinen ersten Arbeitstag kann ich mich gar nicht mehr ganz genau erinnern. Ich weiß noch, ich habe damals im damaligen PZ Berlin, der heutigen CMR Ost, angefangen und ich wurde sehr herzlich von den Kolleginnen und Kollegen vom Personalmanagement aufgenommen. Es war aber, glaube ich, ein Brückentag, deswegen war das Büro relativ leer. Ich habe zum Oktober angefangen, der 3. Oktober war frei. Richtig Eisenbahnluft schnuppern konnte ich dann in den Tagen zwei und drei. Da wurde ich dann direkt mal zum Rangierbahnhof nach Seddin geschickt. Ablaufberg, Güterwagenwerkstatt, Lokwerkstatt, Dispo – da habe ich dann das erste Mal Eisenbahnluft riechen können und habe langsam verstanden, worum es eigentlich geht. Also genau, der erste Tag war nicht der spannendste. Das war ein warmer Willkommenstag und richtig Eisenbahnluft gab es dann in den ersten zwei, drei Tagen.

00:03:10: Dr. Sigrid Nikutta: Wissen Sie noch, was sie damals dazu bewegt hat, nach Ihrem Abi als dualer Student zu DB Cargo zu gehen?

00:03:18: Patrick Ehnert: Ja, es war in erster Linie ehrlicherweise der Studiengang. Ich wollte gerne Wirtschaftsingenieurwesen studieren. Da gab es ein sehr gutes Angebot zum dualen Studium von der damals DB Schenker AG oder dem DB Konzern. Darauf habe ich mich dann beworben, ehrlicherweise ohne große Eisenbahn-Kenntnisse gehabt zu haben im Vorfeld. Aber der ganze Bewerbungsprozess war sehr, sehr gut. Das Angebot war sehr gut und die Perspektiven, die angeboten wurden, waren sehr, sehr gut. So bin ich dann in die Eisenbahnwelt eingestiegen und jetzt nach elf Jahren auch oder nicht nach den elf Jahren, sondern schon in den ersten Monaten und Jahren dann richtig zum Eisenbahnfan geworden. Also ich hatte als Kind keine Modellbaueisenbahn, wie es viele Kollegen und Kolleginnen hatten. Das kam bei mir noch nicht. Die Eisenbahn, der Fan zur Eisenbahn, das hat sich erst entwickelt.

00:04:04: Dr. Sigrid Nikutta: Ja, das hat sich dann später entwickelt. Sie kommen also auch aus keiner Eisenbahnerfamilie.

00:04:09: Patrick Ehnert: Nein, also ich war dann Fahrgast, aber quasi noch kein Eisenbahnfan.

00:04:14: Dr. Sigrid Nikutta: Und Sie kommen aus Neustrelitz und wohnen jetzt wo? Sind Sie jetzt Mainzer?

00:04:19: Patrick Ehnert: Genau, ich bin jetzt Mainzer geworden. Also nach dem Studium ging es dann nach Mainz und hier in Mainz auch positiverweise hängengeblieben.

00:04:26: Dr. Sigrid Nikutta: Mainz ist auch mit Sicherheit eine der schönsten Städte, die wir in Deutschland haben. Also von daher. Und in Mainz – für alle, die es nicht wissen – ist die Zentrale der DB Cargo. Aber wie sind Sie dazu gekommen, dass Sie jetzt nach Ihrem Studium quasi der Hauptansprechpartner für die Deutsche Post DHL sind?

00:04:51: Patrick Ehnert: Genau, das war natürlich auch ein Entwicklungsprozess dann seit 2014. Da bin ich im Vertriebsbereich Intermodal gestartet. Dort habe ich diverse Funktionen übernommen, von der Kundenbetreuung, vom Produktmanagement eines internen Kunden, der TFG Transfracht, habe ich dann quasi das Eisenbahn-Know-How in der internen Sicht kennengelernt. Und 2018 hat sich dann die Chance ergeben, einen externen Großkunden betreuen zu dürfen, die DHL Deutsche Post Verkehre. Diese Chance habe ich dann wahrgenommen und seit 2018 darf ich der Kundenbetreuer, also der erste Ansprechpartner für die DHL Freight sein und damit dann, wie Sie eingeleitet haben, auch verantwortlich für die Weihnachts- und Postverkehre sein.

00:05:27: Dr. Sigrid Nikutta: Jetzt weiß ich nicht, ob jeder den Begriff Intermodal versteht und weiß, was TFG Transfracht ist. Vielleicht können Sie beides auch noch mal kurz erklären, weil es ist ja das Zukunftsfeld.

00:05:41: Patrick Ehnert: Genau. Also Intermodal oder auch Kombinierter Verkehr – Wir bieten Transportlösungen an, von Umschlagsbahnhöfen zu Umschlagsbahnhöfen oder von Seehäfen zu Hinterland-Terminals. Dabei fahren wir Ganzzüge oder Wagengruppen. Und das Entscheidende, wann ein Verkehr intermodal ist, ist die Ladeeinheit. Das heißt, wir haben Containertragwagen, auf denen dann Container, Wechselbrücken oder Trailer verlagert werden können. Wie Sie sagen: Wachstumsmarkt, weil aus unserer Sicht oder auch unsere Intermodalstrategie sagt, dass die Verlagerung von der Straße zur Schiene sehr einfach ist, weil wir Ladeeinheiten von der Straße oder vom Schiff direkt auf einen Eisenbahnwaggon verladen können. Die TFG Transfracht ist der größte Seehafenhinterland-Operator in Europa. Das bedeutet, alle Waren, die aus Fernost, Südamerika und Nordamerika nach Deutschland in Seehäfen ankommen und per Schiene in das Hinterland, das heißt in das Inland transportiert werden. Das übernimmt die TFG Transfracht, Transporte von Seecontainern.

00:06:37: Dr. Sigrid Nikutta: Und ist damit auch sehr erfolgreich. Also das heißt, die TFG, also die Transporte der Seecontainer, sind sehr erfolgreich. Und ich hatte die Freude mit Tobias Meyer dem Postvorstand, einen Pressetermin zu haben, in dem wir gemeinsam erklärt haben, dass die Deutsche Post jetzt sehr, sehr viel mehr auf der Schiene transportieren wird als noch vor einigen Jahren. Für den Vorstand ist das ein toller Termin. Die Arbeit dahinter haben Sie gemacht. Wie ist es Ihnen gelungen, die Post davon zu überzeugen, dass die Schiene gut ist? Und wie machen Sie das wirklich?

00:07:24: Patrick Ehnert: Genau, also die Entwicklung hat Ende 2019, Anfang 2020 begonnen. Da haben Sie auch den Kontakt zu Herrn Dr. Meyer gesucht, was sehr, sehr gut war, was uns quasi noch mal von oben die Rückendeckung gegeben hat, dass wir uns auf Arbeitsebene, ich sage jetzt mal, austoben können. Ich glaube, es gab zwei Stoßrichtungen, die uns geholfen haben da eine positive Entwicklung zu nehmen. Zum einen sind es die Umweltziele der Deutschen Post DHL. Die Deutsche Post möchte ein klimaneutraler Konzern werden, ähnlich wie unsere Umweltziele. Und die Post transportierte damalig, 2019 ungefähr 99% ihrer Mengen auf dem sogenannten Pakethauptlauf, das heißt auf der Langstrecke zwischen den Paketzentren per LKW. Das heißt, sie hat sehr viel CO2 emittiert, hat aber gleichzeitig das GoGreen Level eingeführt und quasi gesagt: „Unsere Pakete sind CO2-neutral.“ Wenn man das jetzt aus der Retroperspektive betrachtet, war das damalig ein reiner Zertifikatshandel. Dann hat die Post aber gesagt: „Nein, wir möchten aktiv was für den Umweltschutz machen. Wir benötigen Transportlösungen, um effektiv CO2 einzusparen. Wie bekommen wir das hin?“ Und da waren wir eine der Lösungen. Wir haben gesagt, wir können den Pakethauptlauf, das heißt die Verbindung von Paketzentren in einer intermodalen Transportkette auf der Schiene CO2-frei darstellen. Das ist der Hauptgrund, der uns auch immer noch antreibt, dass die Post Umweltziele hat und diese mithilfe der Schiene nachhaltig umsetzen kann. Der zweite Grund, jetzt müssen wir ehrlich sein, das ist kein angenehmer, das war die Corona-Pandemie. Aufgrund der Corona-Pandemie und den verbundenen Schließungen im Einzelhandel ist der eCommerce, das heißt der Onlinehandel, extrem gestiegen und die Post hat es einfach nicht mehr geschafft, die Mengen an Pakete zuverlässig mit einer hohen Qualität zuzustellen. Die Post hat immer gesagt: „Okay, liebe DB Cargo, ihr seid sonst immer der Notnagel. Ihr könnt euch jetzt langsam zum Joker entwickeln. Bekommt ihr das kurzfristig hin uns zu helfen?“ Und das haben wir dann im Winter von 2019 auf 2020 geschafft, dass wir uns als Joker etablieren konnten. Wir haben dann geschafft, mit allen Kolleginnen und Kollegen, in kürzester Zeit das Volumen von fünf oder sechs Verkehren am Wochenende, auf teilweise über 30 Züge am Wochenende innerhalb von wenigen Wochen aufzustocken und konnten so die Versorgungssicherheit der Deutschen Post sicherstellen. Und das war das zweite Einfallstor neben den langfristigen Umweltzielen, dass wir kurzfristig helfen konnten und haben so einen sehr guten Einstieg geschafft.

00:09:51: Dr. Sigrid Nikutta: In einem Zug können, glaube ich, 100.000 Pakete sein, so im Schnitt?

00:09:56: Patrick Ehnert: Genau, genau, auf den Zug werden dann die Lader enthalten, die Wechselbrücken verladen. Da gehen bis zu 80 Wechselbrücken auf einen Zug und in einer Wechselbrücke sind 1000 bis 1300 Pakete. Und als grobe Hausnummer sagen wir immer: ein Zug kann bis 100.000 Pakete laden.

00:10:09: Dr. Sigrid Nikutta: Was ja wahnsinnig ist und das ganze CO2-frei.

00:10:13: Patrick Ehnert: Genau. Seit Frühling letzten Jahres, also Frühling 2021, haben wir das komplette Post-Netzwerk auf DBeco Plus umgestellt. Das bedeutet überall, wo Strom durch die Züge läuft oder durch die Loks, das ist aus nachhaltigen Energiequellen und wir sind TÜV-zertifiziert 100% CO2-frei. Also das gelbe Netzwerk ist eigentlich ein grünes Netzwerk.

00:10:32: Dr. Sigrid Nikutta: Oh ja, ich freue mich sehr darüber, weil alle Historiker erzählen ja gerade immer davon, dass früher alles auf der Schiene transportiert wurde von der Post. Das waren ganz, ganz andere Zeiten. Jetzt, mit dem Wechselbrücken, ist das ja unglaublich effektiv und schnell gehend. Zwei Fragen dazu: Erstens das Thema Weihnachten, damit habe ich ja angefangen. Das finde ich total faszinierend, dass Weihnachten die große Stunde von uns schlägt. Und das Zweite ist: Auf welchen Linien fahren wir denn jetzt? Wie sieht das aus? Kann ich schon überall als Postkunde sagen: Ich möchte, dass mein Paket auf der Schiene transportiert wird. Wie sieht da die Lage aus?

00:11:18: Patrick Ehnert: Genau, also zu Weihnachten, sie haben es ja richtigerweise eingeläutet: Pünktlich zur Ferienzeit beginnen wir immer mit den Weihnachtsvorbereitung, also ähnlich wie in den Supermärkten, dass im September schon die ersten Weihnachtsmänner zu haben sind, beschäftige ich die Kolleginnen und Kollegen schon ab Juli, spätestens ab August mit der Planung für Weihnachten. Das ist für uns immer eine große Herausforderung, aber gleichzeitig eine Chance, weil die Paketvolumina exorbitant steigen oder sich steigern und die Post schlichtweg die Pakete nicht mehr auf der Straße abwickeln kann. Deswegen fahren wir von Mitte November bis zum ersten oder zweiten Wochenende im Januar immer eine Sonderzug-Kampagne, den sogenannten Starkverkehr mit bis zu 30 Zügen pro Wochenende. Und da erreichen wir dann ein Paketvolumina von 1,2 1,3 Millionen Pakete pro Wochenende auf der Schiene. Das ist quasi unser Spotgeschäft, was für alle Kolleginnen und Kollegen immer eine große Herausforderung ist, weil Ende des Jahres, das Jahr ist um, Urlaub muss abgehandelt werden, Überstunden müssen genommen werden. Trotzdem schaffen wir es Jahr für Jahr, diese Verkehre auf die Schiene zu bringen und auch in den letzten Jahren wirklich sehr, sehr stabil, was mich sehr freut. Was uns aber auch hilft oder was Voraussetzung ist, damit die Post mit uns überhaupt weiterwachsen möchte, weil wenn der Starkverkehr nicht funktioniert, dann ist erst mal Krisenstimmung. Und zu Ihrer anderen Frage, das Netzwerk. Seit ziemlich genau einem Jahr ist unser Netzwerk, so wie es heute ist, aktiv. Was uns da besonders macht, wir haben die Postlogistik verstanden und wir haben versucht die Postlogistik eins zu eins von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Finde ich auch sehr spannend. Im ganzen Kollegenkreis sind die Postbegriffe mittlerweile auch ein Begriff. Das heißt wir haben verschiedene Produkte, unser Wochenendnetzwerk, wir haben ein E-2 Netzwerk, das heißt Pakete, die heute eingesammelt werden, die übermorgen zugestellt werden. Und das Highlight ist natürlich unser Expressverkehr. Da haben wir zwei Linien Nord-Süd-Tangente und eine Ost-West-Tangente zwischen Hamburg und München und zwischen Bönen bei Dortmund und Berlin. Das sind dann Züge, heute bestellt, morgen zugestellt und das abgewickelt via Schiene.

00:13:20: Dr. Sigrid Nikutta: Und ich kann auch als Kunde, wenn ich ein Paket aufgebe, im Internet anklicken: Ich möchte, dass es mit dem Zug CO2-neutral transportiert wird.

00:13:30: Patrick Ehnert: Genau. Wir können jetzt alle als Privatkunden – also der Aufruf geht raus an alle Kolleginnen und Kollegen – beim Versenden von DHL Päckchen und Paketen kann man aktiv auswählen: Ich möchte umweltschonend den Bahntransport auswählen. Da sind ungefähr 140 Routen hinterlegt, das heißt in der Nähe von unseren Umschlagsbahnhöfen. Das ist auch gesichert, dass es dann auf der Schiene läuft. Die Paketzentren und Einsammelregionen können per Bahntransport genommen werden. Wenn ich jetzt aus Mainz in die Heimat ein Paket schicke, das funktioniert zum Beispiel per Bahntransport, also wenn wir als DB zwischen Berlin und Frankfurt oder Frankfurt nach Berlin, Hamburg Pakete verschicken, dann können wir auch den Bahntransport auswählen.

00:14:08: Dr. Sigrid Nikutta: Das finde ich sensationell, weil jeder von uns sich fragt: „Was kann ich eigentlich machen, was ist mein Anteil?“ Und jetzt kann ich es machen. Ich kann einfach sagen: „Ich möchte, dass es umweltfreundlich transportiert wird.“ Aber wir reden jetzt ja über DHL Deutsche Post, weil diese Verkehre für uns schon besonders sind. Was ist denn das Besondere?

00:14:32: Patrick Ehnert: Das Besondere ist der hohe, sehr, sehr hohe Anspruch an Qualität, Zuverlässigkeit und vor allem an Transportgeschwindigkeit. Das ist spannend. An erster Stelle der Post steht nicht zwingend der Transportpreis, der natürlich auch relevant ist. An erster Stelle steht immer die Transportgeschwindigkeit. Das heißt, wir müssen immer extrem schnell sein, damit die hohen Kundenanforderungen, damit wir denen gerecht werden und die Pakete entsprechend pünktlich zugestellt werden. Und wenn wir dann geschafft haben, ein Konzept zu bauen, was im Plan sehr, sehr schnell ist, dann muss es auch noch sehr, sehr gut durchgeführt werden. Wir haben Qualitätsziele, die sind teilweise enger als die vom DB Fernverkehr von ICE. Wir haben Qualitätsschwellen von einer Minute, an der wir gemessen werden. Das heißt, wir müssen sehr, sehr schnell sein und das auch noch sehr, sehr gut umsetzen.

00:15:20: Dr. Sigrid Nikutta: Und ja, wir haben ja gemeinsam gelernt diese eine Minute ist wichtig, weil in den Postverteilzentren ganze Entlademannschaften stehen, die darauf warten, dass die Ladeeinheiten reinkommen und die Pakete dann eben entsprechend rausgeholt werden können aus dem Zug.

00:15:37: Patrick Ehnert: Genau. Also bei der Post ist die wichtigste Zeit 5:00 Uhr morgens an jedem Tag. Was dann nicht im Paketzentrum ist, wird an dem Tag nicht mehr ausgeliefert. Und wie Sie sagen, das beginnt schon am Bahnhof, da stehen LKW-Fahrer, wenn der Zug ankommt. Der Nachlauf muss leider aktuell noch per LKW laufen. Die LKW-Fahrer warten auf die Wechselbrücken, Ladeeinheiten, die dann rechtzeitig zum Paketzentrum müssen. Und der LKW, der es nicht bis 5:00 Uhr schafft, der muss einen Tag warten. Das heißt, wenn wir schon kleinste Verspätungen haben, dann verzögert sich das Paket um einen Tag.

00:16:06: Dr. Sigrid Nikutta: Und da kommen wir als Verbraucher wieder ins Spiel. Wann erwarten wir unser Paket? Heute bestellt, morgen geliefert. Ich persönlich glaube immer, dass die meisten von uns auch übermorgen das Paket haben könnten. Aber das kann ja jeder dann selber entscheiden, in dem er das entsprechende angeklickt.

00:16:26: Patrick Ehnert: Ja, leider ist die aktuelle Meinung: Ich möchte heute bestellen, morgen zugestellt haben. Das sichert die Post ihren Kunden zu, unter anderem den großen Versandhäusern. Und deswegen sagt die Post DHL: „Liebe DB Cargo, wenn du es nicht schaffst, mir einen Plan zu bauen, dass das Paket auch morgen zugestellt wird, dann kann ich aktuell nicht verlagern.“ Das heißt, das größte Hemmnis ist aktuell tatsächlich die Transportgeschwindigkeit.

00:16:49: Dr. Sigrid Nikutta: Und die bestimmen wir als Cargo nur zu einem kleinen Teil. Unsere Züge fahren auf der Infrastruktur und die ist gut ausgelastet.

00:17:00: Patrick Ehnert: Genau. Also wir holen als Cargo schon das Maximum raus, was wir mit heutigen Bordmitteln haben. Wir sind beim Infrastrukturbetreiber hoch priorisiert, wir setzen Wagen ein, die 140 km/h fahren können, aber Sie haben natürlich recht. Wir teilen uns das Netz mit anderen Zügen. Wenn wir losfahren noch mit dem Personenverkehr und nachts auch mit anderen Güterverkehren von uns, aber auch von anderen Lieferungen, richtig.

00:17:18: Dr. Sigrid Nikutta: Ja, und das ist eine Herausforderung. Manche Verkehre können wir heute nicht fahren, weil wir die Kapazität auf der Infrastruktur nicht haben. Und das ist mit Sicherheit eines der ganz, ganz großen Handlungsfelder.

00:17:31: Patrick Ehnert: Also der Austausch mit DB Netz, den fördern Sie ja auch. Das ist ganz wichtig, dass wir mit DB Netz genau in dieses Thema einsteigen. Wir möchten hier ein Premium Express Produkt anbieten, um wirklich großvolumig Verkehre auf die Schiene zu verlagern. Dafür brauchen wir natürlich infrastrukturelle Voraussetzungen, dass wir das auch können. Komplett richtig. Wenn wir das nicht haben, plus in allen anderen Bereichen auch noch mal etwas schneller werden – das kennen die Kollegen, damit gehe ich auf alle zu – wir müssen überall etwas schneller werden, dann kann es funktionieren.

00:17:56: Dr. Sigrid Nikutta: Herr Ehnert, der Ruf eilt Ihnen voraus, dass Sie immer sagen: Und jetzt noch ein paar Minuten rausbekommen, was uns wirklich ganz gut gelingt, was aber auch eine große Aufgabe nach vorne heraus ist. Eine Frage habe ich natürlich an Sie, jetzt mal in einer anderen Richtung: Wenn Sie mal einen Tag meinen Job hätten, mal einmal Vorstandsvorsitzender der DB Cargo AG werden, was wäre denn so das Thema, wo Sie sagen: genau das würde ich angehen, genau das würde ich jetzt machen?

00:18:25: Patrick Ehnert: Ich habe geahnt, dass die Frage kommt. Ich weiß nicht, ob ich eine perfekte Antwort darauf habe. Also tatsächlich müssen wir in einen besseren Austausch mit dem Infrastrukturbetreiber gehen. Das betrifft jetzt nicht nur Postverkehr. Ich glaube, dass betrifft alle unsere Verkehre. Das heißt, wir müssen mit DB Netz eine Strategie finden, wie wir das, was wir fahren wollen auf der Schiene auch zuverlässig fahren können. Das ist das Wichtigste. Wir müssen unseren Kunden und auch unseren Kolleginnen und Kollegen transparent sagen: „Was können wir?“ Und das, was wir zusagen, müssen wir auch mit DB Netz leisten können. Sicherlich mit ein bisschen Abschwächung, aber das ist das Wichtigste, dass wir das Thema Infrastruktur und Zuverlässigkeit geregelt bekommen und das auch transparent nach außen und nach innen kommunizieren. Ich weiß da sind wir dran, aber das ist auch das aktuellste Thema, wo wir dran sein müssen. Und ganz persönlich, wenn ich noch mal die gelbe Postbrille aufsetze, da sind wir auch dran, möchte ich gerne in ein paar Jahren bis zu 200 km/h mit Paketsendungen als Güterverkehr fahren. Und das Thema würde ich auf jeden Fall auch aus Eigeninteresse weiter fördern wollen.

00:19:22: Dr. Sigrid Nikutta: 200 km/h also ein ICE der Schiene mit Postpaketen.

00:19:29: Patrick Ehnert: Ja, genau. Noch halten uns viele Kollegen für verrückt, aber lassen Sie uns mal drei, vier Jahre Zeit. Vielleicht können wir uns dann noch mal hören und dann funktionierts.

00:19:40: Dr. Sigrid Nikutta: Genauso werden wir es machen. Patrick Ehnert, ganz, ganz herzlichen Dank für den Einblick in Ihre tägliche Arbeit. Patrick Ehnert, ich habe gelernt, dass wir einen ICE des Güterverkehrs entwickeln und dass unsere Kundinnen und Kunden und allen voran die Deutsche Post mit uns so viel mehr auf die Schiene bringen möchte. Und das liegt mit Sicherheit an der guten Kundenbetreuung. Vielen herzlichen Dank.

00:20:14: Outro: Das war ZUGehört – der Podcast von und mit DB Cargo. Abonnieren Sie jetzt den Kanal und seien Sie auch das nächste Mal mit dabei, wenn es wieder heißt: So geht klimafreundlicher Güterverkehr.

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