Episode 8: Spät zum Traumjob - mit Rangierbegleiterin Natascha Fazzi

Shownotes

In dieser Folge von „ZUGehört“ trifft Frau Dr. Sigrid Nikutta auf Natascha Fazzi, engagierte Rangierbegleiterin auf dem Rangierbahnhof in Kornwestheim. Frau Fazzi teilt ihre Reise von Friseurin zur Rangierbegleiterin und gewährt vielfältige Einblicke in ihrem Arbeitsalltag, ihrer Begeisterung und Leidenschaft für den Job in einer Männerdomäne und spricht über die Karrieremöglichkeiten als Quereinsteigerin bei der DB Cargo.

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00:00:05: Intro: Herzlich willkommen bei ZUGehört – dem Podcast für alle, die sich für umweltfreundlichen Gütertransport auf der Schiene interessieren. Wir bei DB Cargo sind uns sicher: Güter gehören auf die Schiene! Denn ein Güterzug kann bis zu 52 LKW ersetzen und das konkurrenzlos klimafreundlich. Zum Beispiel mit bis zu 80% weniger CO2 Ausstoß gegenüber einem LKW. Frau Dr. Sigrid Nikutta, Vorstand Güterverkehr der Deutschen Bahn AG und gleichzeitig Vorstandsvorsitzende der DB Cargo AG, geht bei ZUGehört ins Gespräch mit internen und externen Logistik Expert:innen und bietet Lösungsansätze für eine grüne Logistik. Also ZUGehört. So geht klimafreundlicher Güterverkehr.

00:00:52: Dr. Sigrid Nikutta: Heute bin ich in Kornwestheim, und zwar im Rangierbahnhof Kornwestheim, und treffe eine ganz besondere Frau. Natascha Fazzi. Natascha Fazzi ist Rangierbegleiterin. Was das ist, werden Sie gleich erfahren. Und sie ist ein Medienstar. Warum das so ist, wird sie uns hoffentlich auch verraten. Frau Fazzi ist, Sie können sie jetzt ja nicht sehen, 34 Jahre alt, und hat nach der Schule etwas ganz anderes gemacht. Ich glaube, das ist der Moment, in dem Frau Fazzi, sie erzählen, was haben sie nach der Schule gemacht, und wie kommen Sie dazu, Rangierbegleiterin zu sein, und was hat das mit dem Medienstar auf sich?

00:01:46: Natascha Fazzi: Ja Hi, ich habe nach der Schule tatsächlich gelernte Friseurin gelernt. Meine Mama hatte einen eigenen Betrieb. Ich muss ehrlich sagen, das war jetzt nicht mein Wunschberuf. Ich wollte tatsächlich schon immer mal zur Bahn. Hab mich damals tatsächlich erstmal nicht getraut, habe dann meine Ausbildung als Friseurin gemacht, und habe dann immer mehr gemerkt, dass es nicht mein Ding ist. Es ist zu viel Feinmotorik in dem Bereich und Ich bin auch eine sehr laute Person und mag die Grobmotorik und das Laute, und es hat mich immer interessiert. Hab mich dann das erste Mal beworben, nach der Ausbildung. Hab leider nicht so Erfolg gehabt. Und ja, habe danach ein Quereinstieg zum oder eine Umschulung zur Fachkraft- und Lagerlogistik bei der DEKRAG gemacht. Hab mich trotzdem nicht so befriedigt gefühlt, war bei Thyssenkrupp, und da kam die Deutsche Bahn mit ins Spiel. Da ist einmal im Tag wirklich ein Güterzug reingefahren, und ich habe gesagt, so ich probiere es jetzt. Ich habe es probiert, habe mich beworben, habe leider meine erste Absage gekriegt, habe im Nachhinein im Vorstellungsgespräch erfahren, huch, ich habe mich auf eine Ausbildung beworben. Natürlich hat es nicht geklappt. Mein bester Freund war, sein Papa ist hier in der Werkstatt gewesen, und der hat die Euphorie gesehen und hat gesagt, so ich empfehle dich jetzt.

00:03:04: Dr. Sigrid Nikutta: Okay, Sie sind also empfohlen worden.

00:03:06: Natascha Fazzi: Ich bin empfohlen worden, und siehe da, ich bin jetzt bei der Deutschen Bahn sehr glücklich sogar. Ja, und hab meine Ausbildung, oder meinen Quereinstieg, Weiterbildung zum Rangierbegleiter gemacht. Und da kam Frau Meidert und mein damaliger Gruppenleiter auf mich zu und haben gefragt, Natascha, wie schauts aus? Du hast so viel Spaß in deinem Beruf und bringst immer so einen Grinsen mit rein, hättest du nicht Lust da mit uns das Video zu machen? Ja, das habe ich dann mit dem SWR gemacht.

00:03:36: Dr. Sigrid Nikutta: Das Video war also ein Fernsehbeitrag?

00:03:39: Natascha Fazzi: Es war ein Fernsehbeitrag vom Rangierbahnhof Kornwestheim. Und da wurde so ein bisschen was darüber erzählt, wie die ganze Arbeit verläuft als Rangierbegleiter und als Lokführer, damit man auch mal sieht, so einen kleinen Einblick hat. Ja, danach war ich wohl der Medien-Star. Ich sage mal so, so wie ich das auch in dem SWR3-Video rübergebracht habe, so bin ich auch bei der Arbeit. Ich habe immer viel Spaß dabei, egal wie viele Kilometer ich laufen muss, egal was für Wetter wir haben. Man muss immer irgendwie mit Spaß mit dabei sein, mit Freude, und dann funktioniert das Ganze auch ganz gut.

00:04:13: Dr. Sigrid Nikutta: Okay, und Frau Fazzi, also Sie sind quasi nach Ihrer ersten Ausbildung, nach der Umschulung, sind Sie zur Bahn gekommen?

00:04:20: Natascha Fazzi: Genau.

00:04:20: Dr. Sigrid Nikutta: Und wussten Sie schon, was eine Rangierbegleiterin macht? Oder wie kamen Sie auf den Beruf? Im Übrigen für die Zuhörerinnen und Zuhörer, wenn es hier tutet im Hintergrund, dann sind das die Lokomotiven. Wir sind im Rangierbahnhof.

00:04:40: Natascha Fazzi: Tatsächlich habe ich nicht so viel darüber gewusst. Ich habe oben am Ablaufberg gewohnt gehabt und als Jugendliche sind wir da immer rüber und haben das Ganze beobachtet.

00:04:49: Dr. Sigrid Nikutta: Okay, beobachtet.

00:04:50: Natascha Fazzi: Wir haben das Ganze beobachtet, oben auf der Brücke. Ich sage mal, als Kornwestheimer kriegst du das hier live auch mit, natürlich auch wenn du hier spazieren gehst, an den Gleisen entlang. Und ich fand das faszinierend, aber leider, leider habe ich tatsächlich online damals nicht so viel gefunden, nur kurze Einblicke und Erklärungen. Und ich muss ja sagen, mich hat es ja schon von Anfang an begeistert, allein die Züge. Und ich habe auch gesagt, ich möchte irgendwann mal oben auf der Diesel-Lok sitzen und selber den Zug fahren. Und dazu brauche ich einfach auch den Rangierbegleiter.

00:05:21: Dr. Sigrid Nikutta: Okay, und wenn Sie es mir beschreiben müssten, was machen Sie als Rangierbegleiter?

00:05:28: Natascha Fazzi: Als Rangierbegleiterin ist mein erster Alltag. Ich komme an zur Arbeit, gehe an meinen Computer, zusätzlich gucke ich meine Aufträge durch. Was habe ich heute für Aufträge? Meistens ist die Schicht relativ gleich. Früh, spät, Nacht und man weiß auch die Abläufe. Bei mir ist es ja wirklich so, ich gucke auf meinen Kundenauftrag, und sehe, aha, ich habe die und die Kunden, ich muss die und die Wagen raussuchen. Dann fange ich erst mal als Rangierbegleiter an, mir über das PVG-Gerät meine Wagen rauszusuchen.

00:05:57: Dr. Sigrid Nikutta: PVG-Gerät ist auch ein IT-System?

00:06:00: Natascha Fazzi: Genau, es ist ein IT-System, wo ich gewisse Wagennummern eingeben kann und gucken kann, wo steht denn mein Wagen, in welchem Gleis. Damit ich als Rangierbegleiter weiß, okay, ich fahre erstmal dahin, hole da die Wagen, dann fahre ich zum nächsten Gleis, damit das Ganze auch passt. Weil es bringt ja nichts, wenn ich zum einen Teil des Bahnhofs fahre und dann wieder zum anderen Teil, nur um einen Wagen zu holen. Ich muss schon systematisch denken, weil wir wollen ja auch nicht zu viel verbrauchen. Dann gehe ich meine Wagen sortieren.

00:06:31: Dr. Sigrid Nikutta: So, aber wenn Sie sagen, Sie holen die Wagen…

00:06:33: Natascha Fazzi: Genau

00:06:33: Dr. Sigrid Nikutta: …dann holen Sie die mit einer Rangier-Lok?

00:06:34: Natascha Fazzi: Mit einer Rangier-Lok…

00:06:35: Dr. Sigrid Nikutta: Genau

00:06:36: Natascha Fazzi: …genau, mit der V60, fahre ich mit dem Kollegen raus und fahre dann an meinen Gleis. Dann ist es natürlich wichtig, dass ich meine Wagenliste dabei habe. Dass ich weiß, welche Wagen stehen im Gleis, sind es auch wirklich meine Wagen. Wenn das alles so passt, wird alles durchgängig gekuppelt. HL-Schlauch, Schraubenkupplung, dann wird bremstechnische Vorbereitung gemacht. Ich kontrolliere alle Wagen beidseitig, ob auch alle Klappen zu sind. Und wenn ich das alles kontrolliert habe und sicher sein kann, dass alles passt, dann gebe ich dem Lokführer das OK. Er gibt das OK dem Weichenwärter und sagt, so, Weichenwärter, wir sind jetzt fertig, wir wären abfahrbereit. Und dann fahren wir ab. Dann geht erst das richtige Geschäft los. Weil dann geht es für mich erst mal an den kleinen Ablaufberg, den ich selber bedienen darf. Das ist mein Highlight, das ist der Berg Z in Kornwestheim. Und das kann man sich so vorstellen, das ist eine kleine EOW-Anlage, wo ich meine…

00:07:34: Dr. Sigrid Nikutta: EOW?

00:07:35: Natascha Fazzi: …Genau, die EOW-Anlage ist ein Bereich, wo von mir im Prinzip eingestellt wird, elektrisch. Und das kann man sich dann so vorstellen. Ich habe da meine Druckknöpfe mit den jeweiligen Gleisen und dann stelle ich im Prinzip die Gleise ein. Aber man darf nicht vergessen, wie gesagt, ich habe davor meinen Plan gemacht, welche Wagen wohin müssen. Dann habe ich ein Gleis, was ich mir freilasse, wo ich meine Wagen vorbereite für den Kunden. Wenn ich das alles gemacht habe und die restlichen Wagen verteilt habe, dann geht es los. Dann wird einmal Kopf gemacht, er fährt die Lok einmal auf die andere Richtung des Bahnhofs, tut dann im Prinzip drankuppeln und dann wartet er auf das OK von mir. Sobald er das OK hat von mir, geht es wieder weiter. Dann heißt es, Weichenwärter anrufen, wir wären fahrbereit, dann geht es zum Kunden. Dann kann man sich das Ganze so vorstellen, ich bin das zweite Auge vom Lokführer. Das heißt, ich werde alle 10 Sekunden per Funk meinen Lokführer mitteilen, wie es weitergeht. Das Ganze kann man sich so vorstellen, zum Beispiel Lok 1, einmal herkommen, Lok 1, weiterkommen, Lok 1, noch 10 Meter bis zum Signal, 5, 2 und einmal halten.

00:08:55: Dr. Sigrid Nikutta: Okay. Und wieso sieht der Lokführer das nicht selber?

00:08:57: Natascha Fazzi: Weil der Lokführer, er schiebt die Wagen.

00:09:00: Dr. Sigrid Nikutta: Achso

00:09:00: Natascha Fazzi: Somit bin ich das Auge vom Lokführer und er täte ja bei 20 Wagen gar nicht sehen, was vorne läuft.

00:09:06: Dr. Sigrid Nikutta: Ja, Das stimmt.

00:09:07: Natascha Fazzi: Und somit muss ich den Lokführer voll vertrauen und er muss mir voll vertrauen.

00:09:10: Dr. Sigrid Nikutta: Okay

00:09:11: Natascha Fazzi: Ja, Dann geht es zu den Kunden. Dann bedienen wir die Kunden.

00:09:14: Dr. Sigrid Nikutta: Dann schiebt ihr den…?

00:09:15: Natascha Fazzi: Wir schieben die Wagen so richtig rein. Man kann sich das wirklich vorstellen. Ich bin vorne und man schiebt mich immer weiter vor, damit ich vorankomme. Und dann heißt es für mich, sobald ich in meinem Bereich drin bin bei den Kunden, dann bin ich wieder mein eigener Herr. Es gibt keinen Weichenwärter. Ich bin der Weichenwärter. Das heißt, ich stelle mir meine Handweichen selber.

00:09:37: Dr. Sigrid Nikutta: Okay. Bestimmen, wo jeder Wagen hingeht.

00:09:39: Natascha Fazzi: Genau. Oder wenn ich zum Kunden gehe. Ich weiß zum Beispiel, wenn ich zu einem Kunden muss. Aha, ich muss zu dem Kunden. Dann fahre ich über die Waage oder W21, gucke, ob das frei ist. Und dann fahre ich da durch. Habe mir aber natürlich morgen schon auf den Weg dorthin die Weichen schon vorgestellt, weil ich bin dann so ein bisschen flink. Ich laufe dann morgens schon zu meiner Schicht. Guck, ah, die Weiche liegt schon. Perfekt muss ich nichts machen und dann kann ich nämlich nachher durchfahren. Natürlich ist es immer wichtig, nicht nur Vertrauen, man hat die Weiche gelegt, auch nochmal gucken.

00:10:09: Dr. Sigrid Nikutta: Genau

00:10:10: Natascha Fazzi: Das ist sehr wichtig, weil es könnte immer passieren, dass der Fahrweg auch umgestellt worden ist. Und somit ist die Fahrwegbeobachtung das A und O.

00:10:18: Dr. Sigrid Nikutta: Okay, also damit bringen Sie die Güterwagen wirklich direkt zu den Kunden in die Anschlussgleise?

00:10:25: Natascha Fazzi: Korrekt.

00:10:26: Dr. Sigrid Nikutta: Jetzt sind Sie 100 Prozent der Arbeitszeit draußen, wenn ich das so richtig…

00:10:31: Natascha Fazzi: Genau

00:10:31: Dr. Sigrid Nikutta: …verstanden habe. So heute ist strahlendes Wetter, aber es ist ja nicht immer so. Auch Dreischichtbetrieb, also auch Nachtschicht abends, Regenschnee…

00:10:44: Natascha Fazzi: …Alles Nebel, wir haben schon alles erwischt, Glätte. Es kann schon auch mal so ein bisschen beängstigend nachts sein, wenn es so neblich ist und alles. Aber man arbeitet wirklich vorsichtig. Und ich bin ja ehrlich, auch wenn es eine Woche lang durchgängig Regen hatten und die Arbeitsklamotten alle durchnässt waren, da habe ich bei der Dispo und dem Wagendienst angerufen und gesagt, Leute, es tut mir leid, ich bin pitchnass, habe keine Wechselklamotten, ich muss jetzt stoppen. Da bin ich froh, weil andere Arbeitgeber würden anders reagieren, das ist hier überhaupt kein Problem. Und wenn ich mir unsicher bin bei Nebel, dann warte ich bis er in der Nebel weggegangen ist. Weil wir wollen jetzt sicher heimkommen.

00:11:24: Dr. Sigrid Nikutta: Ganz, ganz genau. Sie haben eben erzählt, Sie haben zwei Kinder.

00:11:27: Natascha Fazzi: Genau.

00:11:28: Dr. Sigrid Nikutta: Was sagen denn Ihre Kinder zu dem Job der Mutter?

00:11:32: Natascha Fazzi: Die Kinder feiern das. Sie sind ganz stolz auf Mama. Sie lernen mit mir immer die Signale mit, das ist immer ganz amüsant. Meine Kinder kennen jetzt schon gewisse Signale. Und dann sind wir dann mal manchmal am Bahnhof und da sagt mein Sohn letztens, Mama, ist das nicht ein BÖ3-Signal? Sag ich, OH

00:11:53: Dr. Sigrid Nikutta: Okay. Und der ist 8 oder?

00:11:55: Natascha Fazzi: er ist 8

00:11:55: Dr. Sigrid Nikutta: Mit 8. Chapeau.

00:11:58: Natascha Fazzi: Ich habe immer spielerisch mit den Kindern da so ein bisschen gemacht. Und natürlich durften sie dann auch am einen Tag auf dem Tag der offenen Tür mit hoch. Und das fanden sie so klasse auf der Diesellok. Und mein Sohn sagt dann zu mir heute, Mama, ich will auch Lokführer werden. So wie du.

00:12:14: Dr. Sigrid Nikutta: Das ist doch mal eine richtige Aussage. Und ich sage mal, wir arbeiten ja gemeinsam daran, dass wir viel, viel mehr Kolleginnen bekommen. Und ganz, ganz oft ist ja in so Köpfen verankert: Man, das sind ganz, ganz viele Männer. Ob ich da so klarkomme? Wie erleben Sie das?

00:12:36: Natascha Fazzi: Ich muss sagen, ich habe anfangs auch kurz so gedacht, so huch, du bist die einzigste Frau in der Männerdomäne. Ich muss sagen, ich habe aber ein bisschen Muffesaußen gehabt, weil viele Kollegen kennen mich von der Kindheit auch natürlich hier. Die alten Kornwestheimer. Aber die haben mich so herzlich aufgenommen. Anfangs hatten sie eher gesagt, warte, das wird doch zu schwer für dich. Und dann sage ich, nee, ich muss das ja können. Ich bin doch ein Rangierbegleiterin, somit lasse mich da ruhig mit ran. Also sie waren wie so ein Papa zu mir, bis ich gesagt habe, ich brauche keinen Papa. Ich habe euch echt gern, aber ich muss es schaffen.

00:13:13: Dr. Sigrid Nikutta: Okay

00:13:14: Natascha Fazzi: Gar kein Problem, wirklich. Auch von dem Umkleiden her, da haben die Herren gleich geguckt. Ah, okay, die Natascha hat noch keine Dusche. Dann pendeln wir alle rüber in ein Gebäude und lassen Natascha das eine. Also da muss ich sagen, überhaupt kein Problem. Da sollten sich die Frauen auch keine Sorgen machen. Also man wird hier behandelt wie jeder andere.

00:13:33: Dr. Sigrid Nikutta: Okay, Das ist wichtig und Sie haben es angesprochen, der Job ist ja tatsächlich körperlich…

00:13:41: Natascha Fazzi: Genau

00:13:41: Dr. Sigrid Nikutta: …auch manchmal wirklich herausfordernd.

00:13:43: Natascha Fazzi: Ja, das stimmt.

00:13:45: Dr. Sigrid Nikutta: Und ich sage mal, der Spruch, wenn du hier arbeitest, brauchst du kein Fitnessstudio, trifft ja auch auf sie zu.

00:13:51: Natascha Fazzi: Das stimmt. Ja, also man ist halt wirklich unter Bewegung. Und man ist dadurch wesentlich fitter. Das auf jeden Fall. Aber wie ich es auch im SRH3-Video gesagt habe, und wie eine Rakete aus mir rausgeschossen ist, eine Frau schafft das einfach auch. Also man darf nicht daran zweifeln. Ich würde es wirklich feiern, wenn noch mehr Frauen sich bewerben täten. Weil viele haben Angst, dass sie es nicht schaffen. Aber ich bin klein, zierlich, ich habe es auch geschafft. Und auch andere Frauen werden es schaffen. Deswegen drücke ich da ganz feste die Daumen, dass ganz, ganz viele Frauen sich auch mal in Kornwestheim bewerben. Ich sage mal, es wäre halt auch alles wesentlich schöner, wo man auch zeigt, es ist ein Betrieb, wo nicht mehr nur die Männerdomäne wichtig ist, sondern es ist egal, ob Männle, Weible oder divers, egal was, Hauptsache man versteht sich und man fungiert als Team. Das ist wichtig.

00:14:43: Dr. Sigrid Nikutta: Und das ist, ich sage mal, das merkt man hier, dass es ein gut funktionierendes Team ist. Und die Arbeit bei DB Cargo ist ja so, dass wir jeden Tag wissen, mit unserer Arbeit sparen wir echt CO2. Wenn die Kundinnen und Kunden mit uns fahren, dann fahren die LKWs nicht auf der Straße, sondern auf der Schiene und sparen CO2.

00:15:10: Natascha Fazzi: Auf jeden Fall.

00:15:10: Dr. Sigrid Nikutta: Das ist also etwas, worauf wir dann echt stolz sein können. Also ich bin total stolz immer darauf.

00:15:16: Natascha Fazzi: Ja, ich muss sagen, ich bin auch stolz drauf. Vor allem auch zu sehen, wie sich das Ganze weiterentwickelt hat auch einfach. Und ich sag auch mal, ein bisschen mehr was für die Gesundheit tun und CO2 sparen, ist ja wesentlich einfacher.

00:15:30: Dr. Sigrid Nikutta: Aller-, Aller-, Allerdings. Jetzt ist für mich natürlich noch die Frage, Sie sind erst 34.

00:15:40: Natascha Fazzi: Ja.

00:15:40: Dr. Sigrid Nikutta: Jetzt sind Sie Rangierbegleiterin. Was schwebt Ihnen vor? Wohin soll die Karriere gehen?

00:15:48: Natascha Fazzi: Ja, es soll jetzt weiter Richtung Lok Rangierführerin gehen. Da mache ich dann jetzt meine Weiterbildung, wo ich gerade momentan drin bin. Also es ist ein Quereinstieg bei der Deutschen Bahn. Man kann sich das so vorstellen, es ist eine Umschulung, die man machen kann, wenn man schon eine abgeschlossene Ausbildung hat. Egal, in was man diese hat. Und ja, jetzt bin ich gerade dabei und gebe mein Bestes. Und wer weiß, vielleicht kriegt man es danach Richtung Coaching auch hin oder Fachvermittler. Da schauen wir mal. Aber das Tolle bei der Bahn ist ja, man kann sich ja wirklich weiterbilden.

00:16:19: Dr. Sigrid Nikutta: Ja Also genau. Und als Lok Rangierführerin können Sie dann auch die Rangierlok selber fahren.

00:16:24: Natascha Fazzi: Das ist es.

00:16:25: Dr. Sigrid Nikutta: Genau. Und das ist natürlich dann schon ein großer, großer Höhepunkt, oder? Ihr Wissen weitergeben.

00:16:32: Natascha Fazzi: Genau.

00:16:33: Dr. Sigrid Nikutta: Hand aufs Herz. Vermissen Sie manchmal den Friseursalon?

00:16:36: Natascha Fazzi: Überhaupt nicht. Überhaupt nicht.

00:16:38: Dr. Sigrid Nikutta: Okay. Also gar nicht?

00:16:40: Natascha Fazzi: Gar nicht. Ich muss sagen. Ich habe zwar wirklich Spaß daran gehabt, aber kennen Sie dieses Gefühl, wenn Sie morgens aufwachen und Sie wollen irgendwie nicht zur Arbeit, weil Sie sich nicht befriedigt fühlen oder nicht wohlfühlen oder es Ihnen nicht das gibt, was Sie eigentlich wollen, und Sie so morgens schon, sich Gedanken drüber machen, ach, mit was für einer Ausrede komme ich denn heute? Das habe ich hier bei der Bahn noch nie gehabt.

00:17:04: Dr. Sigrid Nikutta: Okay.

00:17:05: Natascha Fazzi: Ich habe wirklich Spaß an meinem Job hier und habe hier so eine Freude, dass ich abends befriedigt nach Hause komme und ich froh bin, dass ich nicht mehr diese Kundengespräche habe, sondern wissen Sie, wie schön es ist auch mal laut zu sein, ohne dass einer mich anguckt und sagt, warum bist du so laut?

00:17:22: Dr. Sigrid Nikutta: Wenn Sie schreien, was das Zeug hält.

00:17:23: Natascha Fazzi: Genau.

00:17:24: Dr. Sigrid Nikutta: Jeder Güterwagen verzeiht es ihnen.

00:17:26: Natascha Fazzi: Und die Kollegen, das ist da auch das Schöne, dann bist du mal schlecht drauf und dann brüllst du mal den Kollegen an und sagst, ah, ist doch alles jetzt blöd. Dann kommst du am nächsten Tag, dann nimmt er es dir noch nicht mal böse und sagt, und? bist du heute wieder besser drauf? Ja, bin ich.

00:17:43: Dr. Sigrid Nikutta: Also, das ist tatsächlich dieses Morgens, dieses Gefühl. Also, ich bin ja bei Chaka, was ein Tag, starten wir heute. So, jetzt sitzen wir hier gemeinsam und Sie haben bestimmt sich mal drüber Gedanken gemacht oder mal geflucht und gesagt, also, wenn ich hier die Chefin wäre, wenn Sie Vorstandsvorsitzende, dann würde ich aber, ja, was würden Sie dann eigentlich aber?

00:18:08: Natascha Fazzi: Was ich machen würde aber, also, darf man mir aber auch wirklich nicht böse nehmen, aber, wenn man mal als Rangierbegleiter oder Lokrangierführer auf dem Güterbahnhof arbeitet, mangelt es an warmen Kleidung, Arbeitskleidung.

00:18:22: Dr. Sigrid Nikutta: Okay.

00:18:23: Natascha Fazzi: Also, ich würde was in der PSA für persönliche Schutzausrichtungen ändern, dass wir mehr Arbeitskleidung zur Verfügung haben und im Winter warme Kleidung haben. Dafür würde ich auf jeden Fall schauen, und, dass wir vielleicht mehr Kurse oder Seminare führen können, auch für andere, die sich dafür interessieren würden oder Weiterbildungen wirklich anbieten können. Natürlich auch was sehr Schönes wäre, um den anderen zu zeigen, die vielleicht das Interesse hätten, sich hier zu bewerben, dass sie auch mal einen kleinen Einblick kriegen. Ob es mit einem Tag der offenen Tür mehrmals ist oder so, oder, dass die Leute auch mal beim Tag der offenen Tür auch mit der Lok mitfahren dürfen, was aufgrund Corona leider nicht mehr ging. Das wäre schön, wenn man das mal auch machen könnte oder auch mal so einen Schnuppertag, ja.

00:19:08: Dr. Sigrid Nikutta: Okay, also, das sind alles sehr erfüllbar. Also, Dinge, wo ich sage, ja, sehe ich auch so. Also, persönliche Schutzausrüstung, da gibt es ja irgendwie Sommer- und Winterausrüstung, aber offensichtlich nicht dick genug, die Winterausrüstung…

00:19:22: Natascha Fazzi: Leider nicht.

00:19:23: Dr. Sigrid Nikutta: …Was ich persönlich sehr nachvollziehen kann. Das heißt, das gucke ich mir mit den Kollegen sofort nochmal an.

00:19:29: Natascha Fazzi: Das wäre super. Wenn man da was gucken will, würden Großteil der Kollegen drei Kreuze machen.

00:19:35: Dr. Sigrid Nikutta: Okay, das werden wir machen. Und das Thema der Schnuppertage oder des Einblicks, was machen wir in den Rangierbahnhöfen, auch das ist ein großes Thema, was wir machen würden. Am 17. September eines jeden Jahres ist jetzt der Tag der Eisenbahn.

00:19:53: Natascha Fazzi: Genau

00:19:53: Dr. Sigrid Nikutta: Das kann man natürlich viel häufiger machen.

00:19:55: Natascha Fazzi: Ja

00:19:55: Dr. Sigrid Nikutta: Deshalb vielen, vielen Dank für diesen Podcast, denn man merkt eben…

00:20:00: Natascha Fazzi: Dankeschön!

00:20:00: Dr. Sigrid Nikutta: …die Begeisterung für diesen Job an und auch für die Möglichkeiten, die dieser Job bringt. Und deshalb ist es ja so wichtig, dass wir das auch Frauen und Männer zeigen…

00:20:11: Natascha Fazzi: Genau

00:20:11: Dr. Sigrid Nikutta: …das, was wir für Möglichkeiten haben, bei der guten Arbeitgeber:in Deutsche Bahn.

00:20:17: Natascha Fazzi: Genau, korrekt.

00:20:18: Dr. Sigrid Nikutta: Vielen herzlichen Dank.

00:20:20: Natascha Fazzi: Ich danke auch.

00:20:27: Outro: Das war ZUGehört – der Podcast von und mit DB Cargo. Abonnieren Sie jetzt den Kanal und seien Sie auch das nächste Mal mit dabei, wenn es wieder heißt: So geht klimafreundlicher Güterverkehr.

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